Waltersdorfer Kretscham

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Frühere Nutzung des Kretscham

Kretscham

Die Bedeutung des "Kretscham" für Waltersdorf ist in seiner Nutzung erkennbar. So wurde nicht nur das Kretschamgebäude, sondern auch die Neben- und Außenanlagen unterschiedlich genutzt:

-  Die Feuerwehr hatte ihr Depot im ehemaligen Kuhstall.
-  Auf den Kretschamwiesen fanden Schützenfeste statt.
-  Der Turnverein hielt die wöchentlichen Übungen hinter der Scheune des "Kretscham" ab.
-  Während der Renovierung der Kirche (1893) wurden auf dem Saal Gottesdienste abgehalten.
-  Die Scheune wurde 1929 als Garage für die Kraftpostwagen der Linie Waltersdorf-Zittau genutzt.
-  Sogar eine Produktionsstätte für Terazzo- und Zementwaren gab es um das Jahr 1928.
-  1946 war die Sängerstübel im "Kretscham" der Schulraum von Waltersdorf.
-  Die in Privatquartieren untergebrachten FDGB-Urlaubsgäste wurden im „Kretscham“ verpflegt.
-  Bis 1994 wurde der "Kretscham" als Gaststätte genutzt.
-  Erst im Jahr 1999 fand wieder eine vom "Fremdenverkehrsverein Waltersdorf" e.V. durchgeführte Kirmes statt.

In der Gaststätte und dem Sängerstübl wurden unzählige Familienfeiern, Klassentreffen und Brigadefeiern ausgerichtet. Oftmals wurden auch Flur und Treppenhaus mit einbezogen.

Der Stammtisch in der Gaststätte hinter dem sich ein Fenster mit dem treffenden Ausspruch befindet:

“Hier hirschte denne Froe ne schnackern, doch kimmste hem do mußte rackern!”


war immer sehr beliebt und er könnte sicherlich manche interessante Geschichte erzählen, wie wahrscheinlich alle Räume des “Niederkretscham Waltersdorf”.

Im folgenden sollen einige Veranstaltungen auch mit Bildern ins Bewußtsein gerufen werden um die Saalnutzung des “Niederkretscham”  aufzuzeigen. Die Auswahl ist sicherlich nicht vollständig und soll in Zukunft noch wachsen.

Kino - Vorführungen

Im Kretscham fanden ab 1926  regelmäßig Kinovorführungen statt. Dabei wurde bis 1974 von der linken Saalseite aus mit Doppelprojektor die auf der Bühne aufgehangene Leinwand belichtet.

Die Abbildungen zeigen einige Programmankündigungen (links) sowie den offiziell bestätigten Bestuhlungsplan mit den notwendigen Fluchtwegen aus den Siebziger Jahren (rechts).

Später 1979 mit der Modernisierung erhielt der Kretschamsaal einen Vorführraum im vorderen Bodenbereich. Dort war die Vorführtechnik untergebracht mit der dann auch effektiver vorgeführt werden konnte. Damals wurden zumindest in der Urlaubszeit wöchentlich Filme gezeigt.

Dieser Vorführraum wurde natürlich auch bei anderen Veranstaltungen für verschiendenste Effekte genutzt. Seit Mitte der achtziger Jahre gab es keine regulären Vorführungen mehr. Die Vorführanlage wurde demontiert und ausgelagert und der Vorführraum verfiel zusehens aufgrund der Dachschäden. Erst beim Umbau zum Naturparkhaus wurde auch dieser Raum wieder hergerichtet.


Tanzveranstaltungen

Zu allen Zeiten wurde auf dem Saal des Niederkretscham ausgelassen gefeiert, musiziert und getanzt. Durch die Grösse des Raumes und die relativ grosse Bühne war der Saal der “Niederkretscham Waltersdorf” immer sehr beliebt, sowohl bei den Akteuren wie auch beim Publikum.

Unsere Bilder zeigen Tanzveranstaltungen aus zwei historischen Abschnitten. So gab es in der Vorkriegszeit immer wieder  grosse Tanzabende mit örtlichen Tanzkapellen oder Gästen.


In “Spitzenzeiten” gab es bis zu drei Tanz- Veranstaltungen in der Woche. Durch die schon immer grosse Anzahl von Feriengästen in Waltersdorf wurden diese Termine immer rege genutzt. Karten waren eigentlich immer rar und begehrt.

Auch nach dem Kriege wurde diese Tradition natürlich fortgesetzt, wenn auch mit bescheideneren Mitteln.

Später kamen dann auch Jugendtanzveranstaltungen, in Form von Diskotheken hinzu. Die Eintrittskarten für diese durch den Jugendclub organisierten Abende waren immer sehr begehrt auch von den Jugendlichen der Nachbarorte.

Im Februar 1980, nach dem Umbau der “HOG Niederkretscham”, startete dann eine Veranstaltung, die insgesamt 27 mal in den Kretscham einlud. Dipl.-Bildhauer Achim Liebscher und eine Truppe engagierter Mitstreiter begann damals mit der “ABC-Disko für verwöhnte Ohren”.

Unter einem Leitmotto wurde dabei ein Abend gestaltet, der neben Tanz, Sketchen, Spielen und kulinarischen Spezialitäten auch jede Menge an Wissenswertem vermittelte. Als Prominente waren dem Motto entsprechend Gäste aus der Region oder von ausserhalb eingeladen, die in einer unverwechselbaren Art durch Achim Liebscher interviewt wurden. Viermal jährlich fanden diese Abende statt. Aufgrund der großen Nachfrage gab es dann auch noch einmal pro Jahr einen “Nubbernball” in Sängerstübl und Gaststätte.

Unsere Bilder sind auf zwei Veranstaltungen entstanden, zum einen hieß das Thema “Post” (mitte rechts) und zum anderen “Ingenieurhochschule Zittau” (unten links).  
Im Dezember 1986  fand dann die letzte Veranstaltung dieser Art im Waltersdorfer Kretscham statt.

Heimatabende

Einen festen Platz in der Geschichte des “Niederkretscham Waltersdorf” nimmt unbestritten die Tradition des Begrüßens der neu angekommenen Urlaubsgäste im Ort ein. Heimatabende und später dann Begrüßungsabende waren immer ein Höhepunkt der Urlauberbetreuung in unserem Ort.

Die bis 1972 veranstalteten Heimatabende waren dabei kulturelle Leistungen ganz besonderer Art. Hier wurden die Feriengäste auf gewohnt herzliche Art von ihren Gastgebern in die Oberlausitz eingeführt. Sketche, Gedichte, Lieder und Musik traditionell und originell. Hier wurde dem Gast auf macherlei Art und Weise das Wesen der Oberlausitz und ihrer Menschen nahe gebracht. Immer spielte natürlich die “Äaberlausitzer Rullerei” eine Hauptrolle.

Die damals sehr aktive Laienspielgruppe und örtliche Tanz- oder Kulturgruppen organisierten diese Abende mit großem Erfolg.  Immer waren diese Veranstaltungen der offiziellen Führung ein Dorn im Auge. Die Gefahr der kritischen Auseinandersetzung mit Themen der Zeit war zu groß. 1972 war die Veranstaltung als unerwünschte Volkstümelei abgetan und starb daraufhin.
Die Begrüßungsabende durch den FDGB organisiert blieben erhalten und wurden mit Tanzmusik und Einlagen erweitert um ein Äquivalent zu schaffen - gelungen ist dieser Versuch nicht.


Unsere Abbildungen zeigen Auftritte innerhalb des Heimatabends von 1966 bzw. der letzten Veranstaltung 1972.
Die “Laienspielgruppe Waltersdorf” hatte aber auch ausserhalb der Kretschammauern viele Auftritte. Mit Kleinkunst, Musik und Spass haben sie über viele Jahre die Oberlausitzer Traditionen bewahrt. Leider endet auch diese Tradition im Jahre 1972.


Rentnerweihnachtsfeier

Für die Rentner und Ruheständler des Ortes waren seit jeher Veranstaltungen im Plan des Waltersdorfer Kretschams. Nach dem Kriege organisierte diese Veranstaltungen dann die Volkssolidarität. Unser Bild zeigt eine Veranstaltung aus dem Jahre 1955, unter dem Motto “Weihnachtsfest - Friedensfest”. Immer waren an den Weihnachtsfeiern Kinder aus der Waltersdorfer Schule beteiligt - Mundartgruppe, Chor und Einzeldarbietungen. Es gab Musik, Sketche, Gedichte und das traditionelle Kaffeetrinken. Es kamen Leute zusammen, die sich sonst nur ganz selten begegneten und es wurde miteinander gesprochen.

Bis heute gibt es die Weihnachtsfeier als Veranstaltung. Seit 1990 unter der Organisation des Seniorenvereins Waltersdorf. Diese  Veranstaltung finden in kleinerem Rahmen und ohne eigentliches Programm im Gütchen in Mittellherwigsdorf statt.  

Faschingsbälle

Einen ebenfalls wichtigen Teil der Geschichte des “Niederkretscham Waltersdorf” bilden die Faschingsbälle, die unter wechselnder Regie eine Tradition wurden. Letzendlich liegen auch die Wurzeln des Grußschinner Faschings im Waltersdorfer Kretscham. Kein Thema wurde ausgespart bei Faschingsbällen die den gesamten Niederkretscham einbezogen. Von “Hinter den Kulissen von Paris” bis zu “Zwischen Himmel und Hölle” reicht der Bogen.

Bis zu 400 Menschen feierten ausgelassen Karneval, teilweise wurde dabei das gesamte Gebäude mit Treppenhaus und Sängerstübl einbezogen.

Verantwortlich zeichneten vor allem die Vereine des Ortes wie der Sportverein oder die Feuerwehr. Laienspielgruppe und andere kulturelle Gruppen sorgten für die Ausgestaltung und den Erfolg des “Waltersdorfer Fasching”. Ab Mitte der siebziger Jahre starb die Tradition im Kretscham.

Mit dem "Gruschinner Faschingsclub e.V." bildete sich ein würdiger Nachfolger heraus der mit seinen Veranstaltungen auf dem Hutberg seit inzwischen vierzig Jahren aktiv und erfolgreich ist.
In Waltersdorf flammte 1990 mit den "Buddelflinks" nochmal die Idee des Faschings im “Niederkretscham Waltersdorf” auf. Sie hatte aber leider nur kurzen Bestand, da weder die notwendigen Mittel noch das Umfeld für diese Veranstaltung fehlten.

Inzwischen finden die Faschingsauftaktveranstaltungen des "Grußschinner Faschingsclub e.V." wieder auf dem Ketschamsaal statt und sind inzwischen fester Bestandteil geworden.

Politische Veranstaltungen

Immer wurde der “Niederkretscham Waltersdorf” auch zu politischen motivierten Veranstaltungen genutzt. Durch die Größe und eine dekorative Bühne war der Saal des Kretscham ein idealer Platz für diesbezügliche Agitations- und Feierstunden.
Unser Bild zeigt Feierlichkeiten anläßlich des 5.Jahrestages der SED 1953. Neben Veranstaltungen zum 1.Mai, wie dem traditionellen Maibaumsetzen, oder 7.Oktober, gab es in der Nachkriegszeit auch unzählige FDJ-Veranstaltungen. Nicht zu vergessen sind auch eine Reihe von  Jugendweihen die auf dem Saal durchgeführt wurden.

Der Kretscham war bis 1990 - der 1. Bürgermeisterwahl seit der Deutschen Wiedervereinigung - auch ständiges Wahllokal für Kommunlawahlen in unserem Ort. Diese Tradition wird heute weiter fortgeführt.

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